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Shortstory: 13 Koffer

13 Koffer – Eine Story über Terrorismus

von Knut Richter

Ein Herr Obama besucht uns in Dresden. Nobelpreisträger, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Oberbefehshaber der US-Armee, Drohnen-Mörder.

Zugeschweißte Gullideckel,
Bahnhöfe abgeriegelt,
der Flughafen geschlossen.

Über uns Drohnen und AWACS Aufklärungsflugzeuge.

Sperrgebiet.

Das passiert, wenn uns ein amerikanischer Präsident besucht.

Koffer und Rucksäcke will man zu solchen Zeiten am liebsten verbieten.
Doch wie soll man sonst seine Habseligkeiten auf Reisen mitnehmen?

Sind wir jetzt eingesperrt oder ausgesperrt? Der Unterschied ist marginal.
Ich frage mich wer Angst vor wem hat.


13 herrenlose Koffer auf 13 Bahnhöfen gefunden
13 herrenlose Koffer auf 13 Bahnhöfen gefunden

Wir ziehen los. 13 Mann. Jeder einen Koffer in der Hand zu 13 Bahnhöfen.

Es dauerte sehr lange bis wir alles zusammen hatten. Die Schnüre, die Isolierungen, die Kapseln.


Danach wird nichts mehr sein wie es ist. Es gibt nichts mehr wovor man Angst haben muss. Denn die Angst hat uns eingeholt. Es gibt keinen Weg zurück.


Auf den Bahnhöfen ist betörende Stille. Wir wissen, das Kameras da sind. Aber heute ist noch mal alles anders. Kameras reichen offenbar nicht. Heute gibt es sogar Schaffner und Polizei auf jedem Bahnhof.

Es wird mit Hunden patrouilliert. Ich habe keine Angst vor Hunden. Im Gegenteil. Ich hoffe die Spürhunde ablenken zu können. Deshalb habe ich eine Katze mit. Im Koffer natürlich.


Wir haben alle Kommunikation untereinander ausgeschaltet. Niemand nimmt sein Handy mit.

Es gibt nur ein Ziel.

Um 14 Uhr stellen wir alle gleichzeitig den Koffer ab.


Ich bin pünktlich am Bahnhof. Ich, als der Ideengeber, hab gesagt, das ich natürlich auf den Hauptbahnhof gehe. Alles ist scharf.  Besonders die Katze die im Koffer verrückt spielt.

Die Katze tut mir leid. Deshalb hole ich sie raus. Sie hat Angst und krallt sich an meinem Arm fest. Katzenkrallen sind echt scharf.

Das so was passieren kann habe ich nicht bedacht. Die Katze hängt an meinem Arm und ich versuche sie los zu machen. Und die Zeit rückt näher. Es ist 13.58 Uhr.

Die Katze hat sich inzwischen in meinen Nacken gelegt und krallt sich, sobald sie einem Hund gewahr wird, fest. Noch eine Minute und ich stelle meinen Koffer ab.

Ein Polizist kommt mir entgegen und sieht die Katze. In meinem Gehirn arbeitet es. Ich, nun ohne Koffer, nur noch mit Katze.

Der Polizist hat ne Maschinenpistole um den Hals.

Und die Sekunden verrinnen. Ich sehe den Polizisten an. Er guckt mich an und lacht. Er hält mich aber nicht auf.

Weiter geht’s, raus aus dem Bahnhof rüber zur Straßenbahnhaltestelle.

Ich warte, zähle die Sekunden und Minuten. Mein Herz schlägt wie wild. Tok-tok, tok-tok, tok-tok….


Jetzt geht’s los. Plötzlich, wie nach einer Explosion. Ich weiß jetzt; der Koffer hat funktioniert.

Die Katze hab ich jetzt zum Glück auf dem Arm. Sie beruhigt mich. Aus allen Ecken der Stadt kommt Polizei. Weitere Absperrungen werden errichtet. Polizisten in Zivil tauchen auf und versuchen jeden zu kontrollieren.

Zum Glück kommt gerade eine Bahn. Ich steige ein. Egal wohin es gerade geht. Ich will nur noch schnell vom Bahnhof weg.


Es ist 19.30 Uhr. Wir sitzen in der Kellerklause und warten auf die Nachrichten.

Heinz, der Wirt, hat uns erzählt das die Polizei 10 verdächtige Koffer auf Bahnhöfen gefunden hat. Weil man nicht genügend Spürhunde hatte, wurden 8 der Koffer gesprengt. Nacheinander. Denn es gibt nicht genügend Bombenentschärfungs-Teams. Die Damen und Herren kommen echt ins Schwitzen, denke ich mir.

Und seine Katze ist auch wieder da. „Wer weiß in welchem Keller die blöde Katze wieder war.“


20.00 Uhr NACHRICHTEN

Mit sonorer Stimme kündigt der Nachrichtensprecher eine Sondersendung zum Obama-Besuch an. Und danach gibt es noch einen „Brennpunkt“. Terroristen haben in Dresden Kofferbomben auf Bahnhöfen versteckt.

„Polizisten haben auf Dresdner Bahnhöfen 13 Herrenlose Koffer gefunden. Es sind Sprengstoffähnliche Gegenstände in den Koffern gefunden worden. Die Jagd auf die Terroristen wird fortgesetzt. Ein Täter sei bereits gefasst worden“

Wir schauen uns alle verdutzt an. Aber wir sind doch alle wieder da?

„Der Täter ist ein Afghane mit Verbindungen zu Al Qaida. Man geht momentan von einem Einzeltäter aus. Nach weiteren Komplizen wird aber noch fahndet.“

Was für ein Bullshit. Frank kriegt sich kaum noch ein. Beim wilden gestikulieren fliegt sein Bierglas um.

„Was erzählt der Typ für einen Müll.  Das waren WIR und nicht irgendein blöder Afghane. Wie soll der alleine zur gleichen Zeit auf 13 Bahnhöfen 13 Koffer abgestellt haben. Ist der Houdini?“

Nach dem Brennpunkt gehen wir nach Hause. Laut den Nachrichten gibt’s nichts neues. Wir regen uns über die blöden Nachrichten auf. Ein Afghane… lächerlich. Die sind doch viel zu blöd zu so was. …. Der wäre doch aufgefallen…..


Ich stehe früher auf, weil ich mir noch ne Zeitung kaufen will. Die Schlagzeile haut mich um.

13 Koffer Pressemeldung
13 Koffer Pressemeldung

Obama ist in Dresden knapp einem Attentat entkommen.

Ein Mann aus Afghanistan hat auf 13 Bahnhöfen 13 Koffer abgestellt.

US-Präsident Obama ist aus Sicherheitsgründen schon um 13 Uhr abgeflogen. Das passierte, weil um 13 Uhr 13 herrenlose Koffer auf 13 Bahnhöfen gefunden worden. 

Der Täter ist gefasst. Nachdem man in einem der Koffer seinen Ausweis gefunden hatte, hat Walid Afridi die Tat gestanden. Die Terrororganisation Al Quaida bekennt sich zu der Tat.


Zwei Tage später meldet die Presse, das sich Walid Afridi in seiner Zelle erhängt hat. Man will die dafür verantwortlichen zur Verantwortung ziehen. Qui bono?

13 Koffer auf 13 Bahnhöfen gefunden
13 Koffer auf 13 Bahnhöfen gefunden

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