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Unwort: Social Distancing ????

Es passiert öfter, das Begriffe wie „sozial distancing“ so oder anders gemeint sind, bzw. in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet werden können. Ein genauer Blick auf den Begriff lohnt sich!

Es passiert öfter, das Begriffe wie „sozial distancing“ so oder anders gemeint sind, bzw. in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet werden können. Davon abgesehen, das die Verdenglichung von Begriffen extrem hässlich ist, ist auch der Kontext meistens nicht eindeutig zu definieren. Das ist von den Wortschöpfern so gewollt.

Die räumliche Distanzierung, auch räumliche Trennung oder physische Distanzierung, soll offiziell eine Reihe von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen zur Infektionskontrolle umfassen, die die Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit – in dem Fall Covid19 – stoppen oder verlangsamen sollen. Die Maßnahmen sollen bezwecken, den Kontakt zwischen Menschen zu verringern und durch den Sicherheitsabstand die Anzahl von Infektionen, etwa durch Tröpfcheninfektionen, zu verringern.

Der auch in deutschsprachigen Medien verwendete englische Begriff social distancing „soziale Distanzierung“ (Soziale Distanz) sind – auf den ersten Blick – missverständlich, da dies impliziert, dass Personen gesellschaftlichen Abstand zueinander halten sollen. Gemeint ist aber offiziell (auf den ersten Blick) physical distancing.

Auf dem zweiten Blick sieht man besser

Geht es aber tatsächlich um physical distancing? Oder geht es vielleicht doch um eine soziale Isolation der Individuen?

Eine Episode

Launch im Garten

Dazu möchte ich ein Erlebnis erzählen, was ich vor Ostern hatte und das mich immer noch sehr beschäftigt.

Wir haben bei uns im Garten eine Terrasse mit einer Launch. Vom Balkon aus können wir die auch gut sehen. Am frühen Ostermontag beobachten wir, das sich etwas in der Launch bewegt.

Also ging ich hinunter um nachzusehen. Auf den ersten Blick war alles ruhig. Es hatte nur Jemand eine Tasche mit Leergut abgestellt, was an sich nichts ungewöhnliches ist, da der Garten von allen Mietern genutzt wird und am Vortag gegrillt wurde. Ich war schon auf dem Weg zurück zum Haus, als meine Frau mir von oben zurief, das sich gerade wieder etwas bewegt hätte und Einer in der Launch drin wäre.

Ich bin also nochmal gucken gegangen. Dieses mal habe ich nicht nur durchs Fenster geschaut, sondern bin rein gegangen. Sofort ist mir aufgefallen, das da drin jemand geraucht hatte. Alle Mieter sind aber Nichtraucher. Deshalb schaute ich genauer nach.

Tatsächlich hatte sich jemand „eingenistet“! Der Mann hatte sich, sehr geschickt muss ich zugeben, hinter den Gartenmöbeln und mehreren Schichten Sitzauflagen versteckt. Ich hatte mit ihm schon Mitleid als er unter den Sitzmöbeln und den ganzen Sitzauflagen hervorkroch. Er war schmutzig. Er sah mitgenommen und müde aus. Und er hatte sichtlich Angst. Es war ein Flüchtling.

Im kurzen Gespräch mit ihm stellte sich heraus, das er aus Ägypten ist und wieder nach Hause will. Er hat festgestellt das er in Deutschland nicht glücklich wird. Sein gesamtes Geld war aufgebraucht. Und er versuchte jetzt trotzdem zurück nach Hause zu kommen. Weil er auch vor der Regierung in Ägypten Angst hat, versucht er es, um nicht aufzufallen, zu Fuß.

Als er mir das erzählte, habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe nur gewartet das er seine sieben Sachen nimmt und verschwindet. Die Polizei wollte ich nicht rufen. Er ist ne arme Sau, wie man so schön sagt und hat schon ohne Polizei genug Probleme.

Die Gedanken danach

Als Er weg war, begann ich aber zu grübeln und bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hatte vor Jahren schon mal ein ähnliches Erlebnis.

Damals wohnte ich noch in Weixdorf. Ein „Penner“ hatte sich den Fahrradschuppen zum Quartier gemacht. Er konnte nicht ahnen das ich schon früh um eins aufstehe um zur Arbeit zu fahren. Jedenfalls hatte ich Andreas dann aber zu mir in die Wohnung genommen und duschen lassen und hab ihm zehn Mark „Laufgeld“ gegeben. Meinem Chef habe ich gesagt das ich verschlafen hätte.

Warum habe ich das jetzt nicht so gemacht?

Der Gedanke daran ließ mich nicht mehr los. Wie würde ich mich fühlen? Wenn ich in einem fremden Land auf der Straße lebe? Ohne mich an irgend Jemand wenden zu können? Wenn ich weiß, das mein Heimatland mich nicht zurück will? Aus welchem Grund auch immer….

Es wäre ein leichtes gewesen ihn zumindest duschen zu lassen, etwas zu Essen zu geben und dann…. Ja, was dann? Ich stelle mir vor wie schwierig es für ihn ist, etwas zu Essen zu bekommen. Ohne Maske fällt er besonders auf. Die Denunzianten warten nur auf einen wie ihn. Warum habe ich nicht geholfen???

Meine Angst vor den Konsequenzen

Heute weiß ich, das ich mir die möglichen Konsequenzen, die mein Handeln hätte haben können, ausgemalt habe. Was wäre gewesen, wenn das die anderen Mieter mitbekommen hätten oder gar mein Vermieter? Südländisch aussehende Ausländer sind nicht gern gesehen. Und schon gar nicht, wenn sie ohne Aufsicht durchs Land wandern. Wir sollen uns von solchem Menschen distanzieren. Echtes Mitgefühl für „solche Leute“ ist nicht gefragt. Ganz im Gegenteil! Hinter jedem Menschen wie ihm vermutet man einen kriminellen Hintergrund. Es muss ja einen Grund haben, warum der heimlich nach Hause gehen will.

Alltäglich oder nicht?

Nun ist mein Erlebnis kein alltägliches Ereignis. Zumindest auf den ersten Blick. Denn das wir uns von bestimmten Menschen distanzieren sollen, wird ständig verlangt. Das betrifft nicht nur südländisch aussehende Ausländer, sondern auch Querdenker, Nazis oder die welche man dazu erklärt, Verschwörungstheoretiker, Palästinenser, Juden, Kommunisten, Friedensbewegte, Esoteriker, Krawallmacher, Grüne, Umweltschützer, Klimaschützer, Internationalisten, Hooligans, Royalisten, Rassisten, Fridays for Future und so weiter und so fort. Ich habe bestimmt noch ganz viele vergessen, von denen ich mich distanzieren soll.

Und wenn ich es dann nicht tue, was dann? Kontaktschuld?

Ich frage mich immer, was für den Menschen spricht. Die allermeisten Menschen tun das, was sie tun, deshalb, weil sie glauben, das dies richtig ist. Wenn ich etwas zum positiven wenden will, muss ich also wissen was ihn bewegt. Selbst Leute wie ein Erich Mielke haben das was sie taten in den Glauben gemacht, gutes zu tun! Das ist auf den ersten Blick absurd, aber auf dem zweiten Blick erklärt das auch die Radikalität und Vehemenz der Handelnden.

Eine Änderung der Wahrnehmung erreiche ich also nur, wenn ich erst einmal erkunde, was den Menschen vor mir bewegt, um dann Lösungen anzubieten. Es muss eine Verständigung geben. Wenn ich mich aber distanzieren soll oder muss, wird genau diese versuchte Verständigung verhindert. Und wer es dann noch besonders schlimm machen will, stellt dann eine Kontaktschuld her, wenn man sich nicht an die Distanzierung hält. Das Parteiausschlussverfahren der Grünen gegen Boris Palmer ist ein Beispiel dafür.

Social Distancing – das richtige Unwort zur aktuellen Lage

Social Distancing ist das richtige Unwort zum aktuellen Zeitgeschehen. Durch Corona wurde die Distanz zwischen den Menschen durch Gesetze und Verordnungen verstärkt. Wer sich mit anderen Leuten trifft, wird zum Kriminellen erklärt. Wenn selbst harmlose Skatabende und Wandergruppen zum Terrorismus erklärt werden, hat das nichts mit Gesundheit zu tun, sondern ist Staatsterror!

Es findet ein Umbruch statt, bei dem der Staat die Menschen in Splittergruppen teilt, damit sie besser regierbar sind. Divide et impera – Teile und Herrsche war schon das Motto der römischen Kaiser. In Zeiten von extremen Verteilungskämpfen, wie sie die Regierungen weltweit gerade angezettelt haben, macht es die Zersplitterung von Oppositionsgruppen den Herrschenden leichter, ihren Willen durchzusetzen.

Was sagt der Goethe dazu?

Johann Wolfgang von Goethe formulierte die Maxime um und fügte einen Gegenvorschlag hinzu:

„Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort;
Verein und leite! Bessrer Hort.“

Ja, schon zu Goethes Zeiten kannte man das Prinzip der Distanzierung. Und man kannte ein Gegenmittel. Das hieß Zusammenhalt.

Das die Fürsten lügen war schon immer bekannt. Auch Heinrich Heine schrieb am 12. Januar 1842 aus Paris über die aktuelle französische Politik: „König Philipp hat die Maxime seines makedonischen Namensgenossen, das ‚trenne und herrsche‘, bis zum schädlichsten Übermaß ausgeübt.“ 

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