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Der Verbraucher

Der Verbraucher

Nur noch ganz wenige können es erkennen. Aber am allerwenigsten die, die hinein geboren werden. Sie empfinden ihr Unglück nicht mehr.

Die Unterhaltungsbranche, Autos, Eigenheime, Einbauküchen, warum nicht? Für fast alle ist es ihr Körper, seine natürliche Verlängerung, eine Prothese die sie nicht mehr wahrnehmen – nicht wahrnehmen wollen! Es ist der Ort ihres Fühlens und Denkens. Ihre Seele steckt in einer Tastatur. Und ihre Seele ist vom Bass ganz taub und vor bunten Bildern erblindet. Sie können ihr Unglück nicht mehr empfinden.

Sie hören nicht, welcher Zynismus im Wort Verbraucher liegt – schon das Wort. Sein unmenschlicher Klang, Tag ein, Tag aus, wie Herden über die Berge des Wohlstands getrieben. Grasend, fressend, wiederkäuend. Verbrauch, Verdauung und immer neuer Verbrauch, fressen und scheißen, das ist das Leben des Verbrauchers. Von der Geburt bis zum Tod – nur scheißen und fressen.

Und natürlich geht nichts über Verbraucherschutz. Verbraucherschutz ist wie der Zaun um die Koppel der Herde. Und die Hütehunde die Verbraucherzentralen. Jede Regung in der Herde wird ermittelt, gemessen, notiert und gespeichert. Und dann ausgewertet um noch genauer die Dosis der Konsumdrogen verabreichen zu können. Damit der Verbraucher weiter optimiert wird und sich selbst optimiert. Der Verbraucher als Krone der Schöpfung beim Tanz um das goldene Kalb, das er nicht mal fressen kann.

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